07.05.2019
SX-Supercross News

Adam Cianciarulo übernimmt die Dirtbike-Bühne-Adam Cianciarulo - Behind the Scenes (Interview)

Adam Cianciarulo ist ein Name, dem man in der US-Motocrossscene nicht entkommt. Ein draufgängerisches Amateurtalent, eine Jugend-Sensation und fast schon ein „Teil des Mobiliars“ beim sagenhaften Pro Circuit Kawasaki Team, bei dem Cianciarulo ein Symbol der gnadenlosen Härte und Belastung des Super- und Motocross Sports geworden ist. Mit seinen 22 Jahren brachte die Reihe seiner Verletzungen in den letzten fünf Jahren seine Karriere ins Schwanken. Aus dem Spitzenkandidaten wurde ein Pechvogel.

Doch 2019 nahm Cianciarulo große Änderungen in seinem Privatleben und in seinem Trainingsprogramm vor. Auch seinen jugendlichen Leichtsinn verwarf er für ein reiferes 250SX Mindset, sodass er jetzt am Rande des Erfolgs steht und gute Chancen auf den fünften Supercrosstitel des Jahrzehnts für Pro Circuit hat.

Endlich (endlich!) ist die #92 bereit, den unvergesslichen Spitznamen durch fünf Siege und sechs Podiumsplätze dieses Jahr in der 250SX West aus den Geschichtsbüchern der AMA zu streichen. Cianciarulo wuchs mit dem Licht der Supercross-Stadien in den Augen auf und ist seit seinem sympathischen Debut im Jahr 2014 ein fester Bestandteil der zweitgrößten Motorradrennserie der Welt.

Es gibt nur wenige bessere - und redegewandtere – Athleten, die einen Einblick in den Kopf und die Emotionen eines Motocrossfahrers unter dem verlockenden Einfluss des Scheinwerferlichts geben können. Und wie es sich anfühlt, wie ein Gladiator in der Arena zu stehen.

„Ich denke jeder hier unten hat einen Tunnelblick…
Manchmal steht man an der Startlinie und sieht die T-Shirtkanonen, die Mädels oder eine LaOla-Welle im Publikum. Man wird in die Realität gerissen und man denkt sich: `Das hier ist nur eine Show, wie in einem Zirkus´. Die Leute auf den Tribünen sind da, um sich zu amüsieren. Das finde ich irgendwie lustig, weil die meisten von uns hier unten ihr ganzes Leben arbeiten, um so weit zu kommen. Für die Öffentlichkeit ist es eine Show, aber für uns ist es etwas total Ernstes. Und dieses unterschiedliche Mindset finde ich komisch. Wir sind wie Fische im Glas. Das Meiste, um was es uns im Leben geht findet am Boden dieser Arena statt.“

„Als Fahrer ist es denke ich leicht, bei den ersten paar Supercrosses überwältigt zu werden…
Aber ich erkenne eigentlich niemanden mehr und sehe auch die Menge nicht mehr, wenn ich fahre. Der Lärm des Publikums ist wie ein Hintergrundrauschen. Irgendwie wird es leiser und man hört es nicht mehr. Das letzte Mal, dass ich durch die Leute super nervös wurde war Anaheim 1 2018! Ich war immer in der East 250SX Serie, also hatte ich so etwas noch nie erlebt. A1 ist unsere größte Runde beim Supercross und der Hype ist riesig. Die Halle ist immer ausverkauft, also sind da 50.000 – 60.000 Leute. Und weil es ein Baseballstadion ist, befindet sich die Startlinie in der Mitte des Platzes, ausgerichtet zur Homebase, hinter der sich die ausverkauften Zuschauertribünen vor einem erstrecken. Ich weiß noch, wie ich für das erste Heat-Rennen auf den Platz rollte und mir dachte: `wow´. Ich weiß noch, wie oft ich als Kind auf solchen Tribünen stand und mir Anaheim 1 im Fernsehen angesehen habe. Und dann dachte ich mir: `Ich bin hier´. Man konnte die Vorfreude und die Elektrizität in der Luft spüren. Einerseits ist es eine intensive und spektakuläre Show, andererseits macht es Spaß, eine coole Atmosphäre eben. Das kann man nicht vergleichen.“

„Wie bin ich direkt vor einem Rennen? Oh Mann…
Früher habe ich mir die Nervosität von der Seele geredet, aber in den letzten paar Jahren wurde ich zu einem richtigen Arschloch! Man kann jeden hier fragen: Ich bin schrecklich. Ich glaube, dass ich eigentlich eine Spaß liebende und schön-hier-zu-sein Art habe, aber ich habe gemerkt, dass ich mich beim Arbeiten von meiner besten Seite zeige, und beim Fahren ist das anders. Ich muss gegen meine natürlichen Instinkte ankämpfen, um ein lustiger Typ zu sein. Das ist denke ich ein Weg, um sich zu fokussieren: Die Bereitschaft zum Arschtreten! Vielleicht haben mich die Leute vorher angeschaut und sich gedacht: `Der Kerl ist zwar super schnell, aber wie soll ich den ernst nehmen?´ Das denken sie sich dieses Jahr nicht mehr. Sie denken: `Wie ist er drauf? Was wird er als nächstes tun?´“

„Meine Routine vor einem Rennen hat sich dieses Jahr sehr verändert…
Ich bin organisierter, wenn es darum geht, wann ich essen und wann ich in der Lounge des Trucks bin. Wenn ich mich aufwärme mache ich jedes Wochenende das Gleiche. Ich nehme alle meine Nahrungsergänzungsmittel und Aminosäuren gleichzeitig: Das ist eine Wissenschaft für sich. Eine meiner Änderungen ist, mein Handy am Tag des Rennens nicht mehr zu benutzen. Das war denke ich eine ziemliche Ablenkung. Also gehe ich zum Rennen und schalte es aus, bevor ich es dann in meinen Spind lege. Ich bin jetzt ein anderer Mensch als früher. Vorher kannte man mich als den Kerl, der seine Handschuhe oder seine Knieschoner vergessen hat. So bin ich dieses Jahr nicht. Ich war mit vielen Champions unterwegs, also habe ich versucht, mich zu konzentrieren und ihre guten Eigenschaften nachzuahmen. Letztendlich will ich genau so sein. Meine Art in den letzten Jahren war zwar nichts Schlechtes, aber ich finde, dass ich mich wie ein Gewinner benehmen sollte, wenn ich ein Gewinner sein will.“
„Der Daytona Supercross ist meine Heimstrecke…
Der Daytona International Speedway war nur zehn Minuten weit weg, als ich aufwuchs und dort sah ich mit drei oder vier Jahren mein erstes Supercross. Total verrückt wenn ich dort bin. Ich habe so viele Freunde und Verwandte, die mir zusehen und das Publikum feuert mich jede Runde an. 2017 habe ich auf der Strecke sogar gewonnen. Die Medien sind vor dem Rennen hartnäckig und die lokalen Verkaufsstellen haben eine Menge Arbeit. Es ist das wichtigste Rennen auf dem Kalender und trotzdem habe ich es die letzten Jahre leider verpasst, weil ich an der Westküste war, aber ich freue mich schon, wenn ich mit den 450ern zurückkomme.“

„Während dem Rennen konzentriert bleiben? Es gibt immer wieder kleine Aussetzer, das wird jeder Athlet bestätigen…
Es gab schon Rennen, bei denen ich komplett fokussiert war und an nichts anderes gedacht habe. Aber ich denke ein Teil davon, ein mental starker Athlet zu sein besteht darin, die Gedanken, die einem in den Sinn kommen zu kontrollieren: Dabei geht es um die Disziplin, falsche Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Natürlich denkt man an Dinge, wie sein Rennen und seine Gewinnchancen in den letzten Runden eines Hauptevents. In Glandale dieses Jahr hatte ich seit Las Vegas letzten Mai nicht mehr gewonnen. Man muss fast lernen, wieder an sich selbst zu glauben. An diesem Tag war ich ganz klar der beste Fahrer, also war es keine Überraschung, dass ich den Sieg hole. Trotzdem saß ich auf dem Motorrad und dachte mir: `Du gewinnst ein Supercross! Das ist lange her!´ Das Rennen dauerte noch sechs Minuten und ich war mit Abstand in Führung, aber das sind die Momente, in denen normalerweise Fehler passieren. Also muss man diese Gedanken verdrängen. Man könnte denken `das wird gut aussehen´ oder `das ist eine gute Fahrt´, aber sowas könnte einem auch durch den Kopf schießen, wenn man direkt vor einem Sprung steht, also muss man sich denken `Nein! Konzentration´. Früher habe ich mich dafür fertiggemacht, dass ich mir diese Gedanken erlaubt habe. Wenn man zum Beispiel an der Startlinie steht, schaut man manchmal in die Zuschauermenge oder irgendwo anders hin und früher sagte ich mir dann immer: `Stopp! Du Idiot!´, aber das lenkt einen sogar noch mehr ab! Ich habe in letzter Zeit etwas gelesen und habe dadurch einige neue Perspektiven. Es dreht sich alles um Disziplin und das hat sich 2019 für mich auf jeden Fall ausgezahlt. Ich bin so viel besser als früher und es ist schön, wenn man sieht, wie man immer besser wird.“

Fotos:Monster Energy

 

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